Clemens Menze
Rektor 1975 - 1977
* 20.09.1928 (Titelsen/Höxter), † 12.10.2003 (Köln)
Professor für Pädagogik
Dr. phil.
Clemens Menze (geb. am 20.9.1928 in Titelsen/Höxter) wurde noch als Schüler im Zweiten Weltkrieg als Flakhelfer eingesetzt und studierte nach dem Abitur 1949 in Köln Germanistik, Klassische Philologie und Philosophie. Hier wurde er bei August Langen im Jahr 1953 mit der Dissertation "Beitrag zur Geschichte des süddeutschen Literaturbarock" promoviert. Nach Abschluss seiner beiden Staatsexamina für das Lehramt an Höheren Schulen war er 1956 Studienassessor und erhielt 1957 eine Stelle als Assistent von Julius Drechsler an der Universität zu Köln. 1963 habilitierte er sich mit dem Thema "Wilhelm von Humboldts Lehre und Bild vom Menschen". Zwei Jahre später wurde er Wissenschaftlicher Rat und Professor. 1967 erhielt er den Lehrstuhl für Pädagogik und wurde zum Direktor des Pädagogischen Seminars berufen, das er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1993 leitete. Von 1969-71 wählte man ihn zum Dekan der Philosophischen Fakultät und von 1975-77 zum Rektor der Universität zu Köln. 1977/78 war er Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz. Zusätzlich erhielt er 1977 eine Honorarprofessur an der Deutschen Sporthochschule Köln, wo er bereits von 1957-68 die Pädagogik vertreten hatte. 1978 wurde er als o. Mitglied in die Westfälische Akademie der Wissenschaften aufgenommen und in den Jahren 1986-91 zu deren geschäftsführendem Präsidialmitglied ernannt. Seit 1984/85 war er Mitglied des Netherlands Institute for Advanced Study. Das Hauptforschungsgebiet von Clemens Menze war das Œuvre Wilhelm von Humboldts. Neben seiner Habilitationsschrift veröffentlichte er u.a. "Wilhelm von Humboldt und Christian Gottlob Heyne" (1966) und "Die Bildungsreform Wilhelm von Humboldts" (1975). Die Konzentration auf den Gewinn der menschlichen Individualität in der Bildung blieb dabei das zentrale Motiv, das Menze auch in seiner Arbeit "Erziehungswissenschaft und Erziehungslehre" (1967) thematisierte. Weiterhin bearbeitete er schwerpunktmäßig das Thema Bildung und Sprache. Dem Stellenwert der Sprache in der Bildungstheorie und der pädagogischen Theoriebildung ging er nicht nur am Beispiel Humboldts nach, der als einer der bedeutendsten Sprachwissenschaftler gilt. In seinem Beitrag "Weisheit und Bildung" (1986) beschäftigte Menze sich mit den Schriften Friedrich Hölderlins. Weiterhin untersuchte er den Bildungsbegriff bei Friedrich Schlegel, bei Gottfried Wilhelm Leibnitz und bei Johannes von Müller, einem schweizerischen Geschichtsschreiber und Diplomaten sowie Generaldirektor des öffentlichen Unterrichtswesens im Königreich Westfalen, an dem sich vor allem die deutschen Romantikern orientierten. Mit seiner Veröffentlichung "Der Humanismus in Johannes von Müllers Bonstetten-Briefen am Beispiel des Zusammenhanges von Geschichte und Bildung" beteiligte Menze sich an der Aufarbeitung der enorm umfangreichen Manuskriptmassen. Im Bereich der Sportpädagogik lieferte Menze u.a. den Beitrag "Das 'Sportgymnasium'. Sinn und Grenzen", das anlässlich einer Fachtagung zum 20-jährigen Bestehen der Kölner Sporthochschule 1967 entstand. Außerdem verfasste er Memoranden für die Entwicklung des Sports in Venezuela und für den Aufbau einer nationalen Sporthochschule in Teheran. Menze äußerte sich gleichzeitig zu aktuellen bildungspolitischen Diskussionen. Er setzte sich mit dem "Numerus-clausus-Problem" (1977) auseinander und reagierte u.a. auf die Streitschrift von Georg Picht "Die deutsche Bildungskatastrophe" (1964). Bildung und Humanität waren bei Clemens Menze nicht nur Forschungsgegenstände, sondern auch Ziele seiner Lehrtätigkeit und Hochschulpolitik. Er brachte konkrete Vorschläge in die maßgeblichen Gremien ein. In der Rektoratsrede im Jahr 1975, die noch unter Polizeischutz stattfinden musste, sprach er über "Die Krise der Universität im Zeitalter der Wissenschaften" und forderte auch 1998 die Schaffung besserer Studienbedingungen. Erst wenn die negativen Auswirkungen der Massenuniversität, wie Anonymität, hohe Abbrecherquoten, mangelnde Identifikation mit der Universität, Bürokratie, Überlastung der Professoren, ungeeignete Zulassungskriterien und eine weitere Reform der gymnasialen Oberstufe angegangen werden, sei es seiner Ansicht nach möglich, sich wieder im angemessenen Umfang der Bildung durch Wissenschaft widmen zu können. Zahlreiche Arbeiten seines umfangreichen wissenschaftlichen Werkes wurden auch in Japan und Korea rezipiert. Clemens Menze starb im Alter von 75 Jahren am 12. Oktober 2003 in Köln.
Quellen: "Humanität und Bildung. Festschrift für Clemens Menze zum 60. Geburtstag", 1988; Rudolf Lassahn: " 'Die Vorstellung einer allgemeingültigen Pädagogik gehört der Geschichte an'. Gespräch mit Prof. Dr. Clemens Menze anläßlich seines 70. Geburtstags", in: Pädagogische Rundschau, H 1, 1998, S. 529-538; Otto Pöggeler: "Nachruf auf Clemens Menze", in: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Jahrbuch 2004, S. 105-110; Kölner Universitäts-Journal, 2-2004, S. 14; Kölner Universitäts-Journal, 1-2005, S. 21.