Artur Schneider

Rektor 1926 - 1927

* 15.11.1876 (Neustadt/Schlesien), † 10.10.1945 (Ort unbekannt)
Professor für Philosophie
Dr. phil.
Geh. Regierungsrat

Artur Carl August Schneider (geb. am 15. November 1876 in Neustadt/Schlesien) studierte in Breslau Philosophie und wurde im Jahr 1900 zum Dr. phil. mit der Schrift "Die aristotelischen Elemente in der Psychologie Alberts des Großen" promoviert. Zwei Jahre später habilitierte er sich in Bonn. 1903 ging er nach München, vertrat zum Teil den Philosophen Georg von Hertling und erhielt dort 1908 eine a.o. Professorenstelle. 1911 folgte Schneider einem Ruf als o. Professor nach Freiburg i.Br., 1913 ging er bis zu der Ausweisung aus Elsass-Lothringen nach Straßburg, 1920 nach Frankfurt/M. und lehrte von 1921-1942 in Köln. 1922 und von 1935 wurde er zum Dekan der Philosophischen Fakultät gewählt. Als Rektor der Universität zu Köln amtierte er von 1926-27. Der NS-Lehrerbund betraute ihn vorübergehend von 1933-34 mit der Leitung des Amtes für Erziehung und Unterricht für den Gau Köln. Am 31.3.1942 wurde Artur Schneider entgegen den Gepflogenheiten bereits ein halbes Jahr nach Erreichen der Altersgrenze ohne Angabe eines Grundes von seinen amtlichen Verpflichtungen entbunden, jedoch mit seiner eigenen Vertretung beauftragt. Er beendete seine Lehrtätigkeit mit Ablauf des WS 1942/43 auf eigenen Wunsch. Schneider beschäftigte sich intensiv mit der Philosophie des Mittelalters und mit philosophischer Pädagogik. Schon bevor er nach Köln kam hatte er sich mit dem mittelalterlichen Aristetolismus und Albertus Magnus beschäftigt und u.a. das zweibändige Werk über "Die Psychologie Alberts des Großen" (1903 und 1906) publiziert. In Köln setzte er seine Studien über Albertus Magnus fort. Er vertiefte seine grundlegenden Beiträge zur Erforschung der scholastischen Psychologie, die zudem Aufschlüsse über das Verhältnis zu Magnus' Schüler Thomas von Aquin ermöglichen sowie weitere Erkenntnisse der Lebens- und Weltanschauung des hohen Mittelalters vermitteln. Auch die weiteren philosophiegeschichtlichen Veröffentlichungen über Bartholomäus Anglicus, über Johannes von Salisbury (beide 1913) sowie über "Die abendländische Spekulation des 12. Jahrhunderts in ihrem Verhältnis zur aristotelischen und jüdisch-arabischen Philosophie" (1915) beschreiben die Gedankenwelt des Mittelalters. Hinzu kamen Arbeiten über den Erkenntnisbegriff der frühchristlich-spätantiken Zeit und über ihre Lehre von der mystischen Gottesschau (1918 u. 1923). Neben Aufsätzen zu aktuellen Themen wie "Der moderne deutsche Spiritualismus" (1908) stellte er in seinem Handbuch "Einführung in die Philosophie unter Berücksichtigung ihrer Beziehung zur Pädagogik" (1927, 2. Aufl. 1931) die Hauptfragen und geschichtlichen Hintergründe der Metaphysik, Erkenntnistheorie, Ethik und die Beziehung dieser Disziplinen zur Pädagogik dar. Am 10. Mai 1924 hielt er aus Anlass der Kant-Feier in der Kölner Universität eine Festrede über Kants Auffassung vom Wesen und der Bestimmung des Menschen. Darin forderte er seine Zuhörer auf: "Lassen wir den Mahnruf Kants nicht ungehört verhallen, daß vor dem Bewußtsein moralischen Wollens und Handelns alle übrigen Werte verblassen, daß wir nur insofern überhaupt Menschen sind, als wir das Sittengesetz verwirklichen. Möge das moralische Gesetz, der Gedanke der Pflichterfüllung bis zum Aeußersten auch uns der Leitstern im Leben sein!" Artur Schneider starb am 10. Oktober 1945 an einem unbekannten Ort.

Quellen: Artur Schneider: "Über Kants Auffassung vom Wesen und der Bestimmung des Menschen", in: Kölner Universitätsreden Nr. 11, Köln 1924, S. 17; UAK, Zug 571/463; Hermann Corsten: Das Schrifttum der zur Zeit an der Universität Köln wirkenden Dozenten, Köln 1938, S. 396-397; Otto Kuhn: "Verwaltungsbericht", in: Kölner Universitätsreden 41, Köln 1941, S. 37; UAK, Zug 571, 463 Brief vom 3.3.1943; Willehad Paul Eckert: Kleine Geschichte der Universität Köln, Köln 1961, S. 193; DBE, Bd. 9, München u.a. 1998, S. 50.