Tassilo Küpper

Rektor 2001 - 2005

* 19. April 1947 (Düsseldorf)
Professor für Angewandte Mathematik
Dr. rer. nat. Dr. h.c.

Tassilo Georg Klemens Küpper (geb. 19.4.1947 in Düsseldorf) studierte nach seinem Abitur in Neuß 1966 an der Universität zu Köln Mathematik und Physik. Hier wurde er 1974 mit der Arbeit "Einschließungsaussagen bei linearen gewöhnlichen Differentialoperatoren" bei Johann Schröder promoviert und habilitierte sich als wissenschaftlicher Assistent von Norman William Bazley fünf Jahre später mit "Singuläre Verzweigungsprobleme" (1979). Nach Gastprofessuren an den Universitäten Bielefeld (1980) und Freiburg (1980/81) ermöglichte es ihm die Verleihung eines Heisenberg-Stipendiums durch die DFG, seine Forschungsarbeit an verschiedenen US-amerikanischen Universitäten in Madison, Tucson, Pasadena (California Institute of Technology) und Stanford für fast eineinhalb Jahre fortzusetzen. 1982 nahm er einen Ruf als Professor für Numerische Mathematik an die Universität Dortmund an. 1986 wechselte er auf den Lehrstuhl für Angewandte Analysis an die Universität Hannover und kehrte 1990 nach Köln zurück. Hier übernahm er den Lehrstuhl für Angewandte Mathematik seines Doktorvaters. Innerhalb der akademischen Selbstverwaltung engagierte sich Tassilo Küpper als Mitglied der Fachbereichsräte in Dortmund und Hannover, als Geschäftsführender Institutsdirektor in Hannover und Köln. Von 1995-1997 war er Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, von 1997-2001 Erster Prorektor für Planung und Finanzen. Anschließend wurde er für vier Jahre zum Rektor der Universität zu Köln gewählt (2001-2005). In seiner Amtszeit förderte Tassilo Küpper die internationalen Beziehungen der Kölner Hochschule zu anderen Universitäten, z.B. zur Universität Breslau, zu chinesischen und türkischen Hochschulen (Peking, Changchun, Nanjing, Wuhan, Istanbul, Eskisehir). Küpper bereitete die innere Umstrukturierung der Universität im Hinblick auf eine größere finanzielle und organisatorische Selbständigkeit vor. Auch fiel die Umsetzung der neuen Studienstruktur (BA, MA) in seine Amtszeit, in der er zudem die Einführung und Anwendung von Zielvereinbarungen, die Anpassung der Grundordnung sowie die Verselbständigung des Klinikums umsetzte. Er sorgte auch für eine intensive Kooperation mit der Stadt Köln, der Region, mit Großforschungseinrichtungen und der IHK. So gelang es ihm, das Fraunhofer-Institut für Algorithmen und Wissenschaftliches Rechnen SCAI in Sankt Augustin für die Eröffnung eines weiteren Standortes innerhalb der Universität Köln zu gewinnen. Außerdem unterstützte er die Konstituierung der Kölner Wissenschaftsrunde. Während seines Rektorates etablierte Küpper das Campus-Radio, die KölnerKinderUni, das Projekt Schüler an der Universität, das Absolventennetzwerk KölnAlumni, den L. Fritz Gruber Preis für Fotografie und unterstützte die Aufstellung einer Stele des Kölner Bildhauers Ulrich Rückriem auf dem Albertus-Magnus-Platz. Auf seine Initiative hin wurde das Katalog-Projekt über die Rektorenporträts der Universität zu Köln realisiert.

Die Hauptarbeitsgebiete von Tassilo Küpper umfassen die Angewandte Mathematik, Numerik bzw. Verzweigungstheorie aus dem wesentlichen Spektrum, Dynamische Systeme, Nichtglatte Dynamische Systeme und Mathematische Methoden in der Hirnforschung. Zuerst arbeitete er im Bereich der operator-theoretischen Methoden und der Erweiterung der Schröder'schen Fehlerabschätzungsmethode für „inversmonotone“ Operatoren mit Anwendungen auf Randwertaufgaben für Gewöhnliche Differentialgleichungen. Nach seinem Wechsel an den Lehrstuhl von Bazley erhielt er Zugang zu dem aktuellen Arbeitsgebiet der „Verzweigungstheorie“. Hier beschäftigte er sich mit „singulären“ Verzweigungsproblemen und mit Forschungsfragen zur „Verzweigung aus dem wesentlichen Spektrum“. Anschließend arbeitete er mit Kollegen aus ingenieurwissenschaftlichen Bereichen im Sonderforschungsbereich 326 „Prozessintegrierte Qualitätsprüfung“ zum fehlerfreien Erstarren von Legierungen beim Gießen sowie Stabilitäts- und Verzweigungsproblemen bei baumechanischen Strukturen (DFG und Stiftg. Volkswagen). Es folgten erste Entwicklungen von „nichtglatten“ Verzweigungsproblemen zur Modellierung mechanischer Vorgänge mit Reibung und Stößen. Während des Heisenberg-Stipendiums erweiterte Küpper seine Forschungsarbeit in Richtung der Theorie der Dynamischen Systeme, speziell durch die Zusammenarbeit mit C.K.R.T. Jones. In Dortmund etablierte er internationale Tagungen zum Gebiet der Verzweigungstheorie (Dortmund 1982, Oberwolfach 1986, Würzburg 1990). In Köln setzte er seine Analysen der „Verzweigung aus dem wesentlichen Spektrum“ mit Gastprofessoren (E. de Jager, V. Pliss und C.A. Stuart) fort, insbesondere im Bereich der „nichtlinearen“ Optik. Des Weiteren entwickelte er das Gebiet „Verzweigung bei nichtglatten dynamischen Systemen“ im Rahmen eines Schwerpunktprogramms der DFG zur Ergodentheorie. Darüber hinaus koordinierte er ein Forschungsprojekt zum Thema „Analyse nichtlinearer Gleichungen“ unter Beteiligung von vier deutschen und vier chinesischen Hochschulen. Die Anwendung der Theorie der Dynamischen Systeme im Bereich bio-medizinischen Fragestellungen untersuchte er in Kooperation mit der Universitätsklinik Köln und dem FZ Jülich. Seit 1990 leitet Küpper den Fachausschuss der Gesellschaft für Angewandte Mathematik und Mechanik zum Komplex „Mathematische Analyse nichtlinearer Phänomene“ mit jährlichen Konferenzen im Mathematischen Forschungsinstitut Oberwolfach. Neben seiner Dissertation und seiner Habilitationsschrift hat er seine Forschungsergebnisse in "Bifurcation: Analysis, Algorithms, Applications" (mit R. Seydel u. H. Troger, 1987) sowie in etwa 80 Beiträgen in verschiedenen wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht. Seine Begeisterung für die Mathematik als wissenschaftliche Disziplin teilte sich auch in seiner Rektoratsrede "Dynamische Systeme - von den Sternen bis zur Zelle" mit. Küpper beschreibt dort die Vielfältigkeit der praktischen Anwendungsmöglichkeiten. Fragen nach der Stabilität des Sonnensystems über Populationsschwankungen bei Fischschwärmen bis hin zur Synchronisation bzw. Kommunikation zwischen einzelnen Zellen können mathematisch angegangen und durch die Kraft der Abstraktion zahlreiche Lösungsmöglichkeiten dargestellt werden.

Tassilo Küpper erhielt Honorar-Professuren an den Universitäten Jilin (Changun), Beijing Normal University (Peking) und an der Staatl. Pädagogischen Universität Moskau. Die Anadolu-Universität, Eskisehir (Türkei) verlieh ihm die Ehrenpromotion. Er ist Vorsitzender des GAMM-Fachausschusses "Mathematische Analyse nichtlinearer Phänomene", Vorstandsmitglied im Kölner Hochschulradio "Kölncampus", Mitglied der Landesjury "Jugend forscht", Mitglied des Kuratoriums des SCAI – Fraunhofer-Gesellschaft und der Kulturstiftung der Sparkasse Köln-Bonn und Vorstandsmitglied der Kölner Gesellschaft für seelische Gesundheit. Tassilo Küpper leitet den Lehrstuhl für Angewandte Mathematik und lebt in Köln.

Quellen: Tassilo Küpper: Einschließungsaussagen bei linearen gewöhnlichen Differentialoperatoren, Diss. Univ. Köln 1974; Marisa Roczen: "Nummer 1 bei KölnAlumni", in: Kölner Universitätszeitung, Jg. 38, Ausg. 1, Feb. 2008, S. 11; "Dynamische Systeme – von den Sternen bis zur Zelle", in: Kölner Universitätsreden, 85, (Köln 2001), S. 24-33.