Portrait von Hans von Haberer

Luitpold Adam d.Ä. wählte im Porträt von Haberers einen ähnlichen Bildaufbau wie bei dessen Amtskollegen Leupold und Geldmacher. Dennoch entwickelte er durch die unterschiedliche, im Vergleich zu den anderen Bildern kühlere Farbgebung und den hier fleckenhafteren Farbauftrag eine individuelle Gestaltung. Er platzierte die Figur des Rektors auf einem Sessel sitzend diagonal innerhalb eines undefinierbaren und leeren Raumausschnitts. Einzig ein Stück der linken Armlehne des Sessels und ein kleiner Ausschnitt der Rückenlehne sind am rechten Bildrand sichtbar. Der Blick des Betrachters wird durch die Linienführung aber nicht sofort auf das Gesicht des Rektors gelenkt, sondern folgt erst über den "Umweg" der diagonal nach oben führenden Linie seines linken Armes und seiner linken Schulter zum Gesicht. Im Verlauf dieser Aufwärtsbewegung hat er die Gelegenheit, den prächtigen Talar, die große Rektorkette, den Orden, die den diplomatischen Rektor wie selbstverständlich kleiden, zu würdigen und dann die Gesichtszüge des Chirurgen zu studieren. Wie im Bild Ernst Leupolds konzentriert sich die Darstellung auf die Physiognomie des Wissenschaftlers: Hans von Haberer blickt den Betrachter nicht an, sondern schaut wie in einer privaten Situation selbstvergessen und etwas angestrengt in das von links oben einfallende Licht.