Portrait von Bernhard König

Für das Porträt von Bernhard König wählte die Künstlerin Hedi Priess ein ungewöhnlich schmales Hochformat. Darin stellte sie den Romanistik-Professor in nach links gewendetem Profil dar, wobei sich sein Kopf ganz in der rechten oberen Bildecke befindet und einem dunklen, leeren Hintergrund gegenübergestellt ist. Weder Arme, Hände noch Beine sind zu sehen, weshalb seine Figur im Raum nicht eindeutig bestimmt werden kann. Die Unklarheit seiner Position innerhalb des Bildes wird nicht nur durch die Komposition erreicht, sondern durch die Anwendung des sog. 'Sfumato' verstärkt. Diese Maltechnik, als deren Erfinder Leonardo da Vinci gilt, erreicht die unmerkliche Auflösung von Konturen. Licht und Schatten fließen ineinander und der Betrachter ist gezwungen, fehlende Linien im Gedächtnis selbst zu ergänzen, womit seiner Phantasie Raum gegeben wird. Ein weiteres Element der Unfassbarkeit führte die Künstlerin durch die Gestaltung der Bildoberfläche ein. Dort sind keine Spuren handwerklicher Bearbeitung zu sehen. Das Bildnis scheint technisch hergestellt und der Betrachter ist geneigt, den Gegenständen durch die beinahe fotografische Wiedergabe einen höheren Realitätsgrad zuzugestehen. Die Künstlerin hat aber die Bildgegenstände latent surreal gestaltet. Die Rektorkette scheint sich langsam aber sicher auf den Betrachter zuzubewegen. Traum und Wirklichkeit sind in diesem Auftragsbild aufgehoben und variieren ein Thema, mit dem sich Hedi Priess in zahlreichen anderen Werken beschäftigt.