Otto Emil Hermann Jahrreiß

* 19.08.1894, † 23.10.1992

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Otto Emil Hermann Jahrreiß (Rektor 1956-58) wurde am 19. August 1894 in Dresden geboren. Sein Vater entstammte einer alteingesessenen Weberfamilie aus Roßbach in Böhmen (jetzt tschechisch "Hranice") und war Direktor des Musterzeichenateliers in der Dresdner Gardinen- und Spitzen-Manufaktur. Schon als Fünfjähriger zeichnete Hermann Jahrreiß mit Begeisterung und führte seit seinem elften Lebensjahr stets ein Skizzenbuch bei sich. Sein Großvater versorgte ihn mit Stiften und Tuschefedern und gab ihm vielfach Hilfestellungen beim Zeichnen. Sehr oft wurde er auch von seinem Vater beraten. Als Motive wählte sich Hermann Jahrreiß vor allem die Landschaften des Elbtals und Stadtansichten Dresdens. Hier ließ er sich bei seinen häufigen Besuchen des Kupferstich-Kabinetts und der Gemäldegalerie zu zahlreichen Bildern inspirieren. Vom seinem Kunstlehrer wurde ihm hin und wieder eine Gruppe jüngerer Klassenkameraden anvertraut, mit denen er in der Natur zeichnete. Bei einer Ausstellung von Schülerarbeiten, war der Kommentar eines Professors der Dresdner Kunstakademie, dass er Hermann Jahrreiß nach dessen Abitur sofort als fortgeschrittenen Studenten annähme. Auf Anraten seines Vaters entschied er sich jedoch, zuerst ein Studium auf einen "bürgerlichen" Beruf hin durchzuführen. Ohne besondere Begeisterung schrieb er sich in Leipzig für das Jurastudium ein. Im ersten Semester nahm Hermann Jahrreiß an Vorlesungen des berühmten Anatomen und hervorragenden Zeichners Prof. Held teil. Dazu hörte er Pflichtveranstaltungen der Rechtswissenschaften. Dabei faszinierte ihn die Rechtsgeschichte so sehr, dass er bis zum Referendarexamen im Jahr 1917 begeistert studierte. Während seiner gesamten erfolgreichen Laufbahn als Staats- und Völkerrechtler, Richter und Gutachter gab er sein künstlerisches Schaffen nie auf. Nach wie vor zeichnete und malte Hermann Jahrreiß in erster Linie Landschaften. Seine Bilder zeugen auch von einer intensiven Reisetätigkeit durch ganz Europa, von Glasgow bis Pressburg, von Uppsala bis Sizilien und Gibraltar. Daneben entstanden auch zahlreiche Porträts. So hat er während der Nürnberger Prozesse alle Verteidiger und mehrere der Angeklagten in Rötelzeichnungen dargestellt. Für die Galerie der Rektoren der Universität zu Köln malte Jahrreiß seine Kollegen Gotthold Bohne (1961) und Hans Peters (1966). Diese Porträts entstanden posthum auf der Grundlage von Rötelzeichnungen, die Hermann Jahrreiß noch zu Lebzeiten der Rechtswissenschaftler ausgeführt hatte. In seinen Bildern und Zeichnungen wird der Einfluss der Kunst des 19. und frühen 20. Jahrhunderts deutlich. Jahrreiß bewunderte Landschaftsbilder von Ferdinand Hodler und Claude Monet und verband in seiner Malweise jugendstilhafte und impressionistische Formen und Farben mit Elementen eines neuen Realismus. Die Universität zu Köln widmete ihrem Ehrenbürger 1987 im Alter von 93 Jahren eine große Retrospektive und einen Katalog. Mit 60 Ölgemälden und Zeichnungen zeigte sie einen Überblick über sein künstlerischen Schaffens bis zurück zum Jahr 1911. Aus der Zeit vor 1945 sind jedoch verhältnismäßig wenige Zeichnungen und Gemälde erhalten, da viele während des Krieges vernichtet wurden. Hermann Jahrreiß starb im Alter von 98 Jahren am 23. Oktober 1992 in Köln.

Quellen: Katalog: Hermann Jahrreiß. Zeichnen und malen ein Leben lang, Köln, Universität zu Köln, 1987.