Oliver Jordan

*1958

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1958 wurde Oliver Jordan in Essen geboren und wuchs im Zentrum der Stadt auf. Der Blick auf den Güterbahnhof sowie regelmäßige Besuche im nahegelegenen Museum Folkwang werden für seine künstlerische Entwicklung bedeutsam. Schon als Kind begeisterte er sich für die Malerei der Romantik sowie für die Kunst des Im- und Expressionismus. Seine Begabungen wurden früh gefördert. Er begann mit fotorealistischen Zeichnungen, dann mit der Malerei und kopierte zahlreiche Gemälde, die er bereits mit zwölf Jahren verkaufte. 1980 bewarb er sich an der Kunstakademie Düsseldorf und studierte dort bis 1985 freie Malerei bei den Professoren Anatol Herzfeld, Toni Cragg, Ellen Neumann, außerdem bei Joseph Beuys und Johannes Stüttgen im Rahmen der Freien Internationalen Universität. In dieser Zeit arbeitete Oliver Jordan eng mit anderen Künstlern zusammen, insbesondere mit den beiden Nam June Paik-Schülern Axel Klepsch und Gerd Belz. Während Toni Cragg die Malerei für tot erklärte und Joseph Beuys dozierte, dass allein das Aufspannen einer Leinwand überholt sei, ließ sich Oliver Jordan nicht von seiner Begeisterung für die Arbeit mit Pinsel und Farbe abbringen. Zeitweilig experimentierte er mit Installationen, wie bei dem Meta-Projekt im Schloss Oberhausen (1984), wo er begehbare Bildräume aufbaute. Ebenso überprüfte er das Beuyssche Konzept des erweiterten Kunstbegriffs mit Studienkollegen und Professoren und interviewte bei nächtlichen Touren als Taxifahrer seine Fahrgäste zu diesen avantgardistischen Ideen. Trotz aller Widerstände produzierte Jordan großformatige, gegenständliche Gemälde z.T. in den Gängen der Akademie. Aus Protest gegen die Abwertung der klassischen Kunstgattungen und eine Entmenschlichung des Lebens ganz allgemein, beschäftigte er sich seit 1982 intensiv mit dem damals unmöglichen Thema des Porträts. Bis 1986 schuf er eine Serie von 500 Bildnissen in einem Standardformat von jeweils 42 mal 32 Zentimetern und entwickelte dabei seine enthusiastische Art zu malen. Der Künstler wählt Farben aus, die inhaltlich schon zum Motiv gehören oder die vollständig konträr dazu sind. Musik hörend wirft er dann die in Eimern abgefüllte Ölfarbe z.T. mit dem Spachtel auf die Leinwand. Es beginnt ein spannungsgeladener Bearbeitungsprozess, in dem Jordan gegen die eigenwilligen Farbflüsse ankämpft, um die Form zu behaupten. Immer wieder trägt er Material auf und kratzt es ab, verstreicht die Farbe mit rhythmischen Pinsel- und Spachtelzügen, lässt Zufall und Kontrolle im Wechsel die Bildentstehung bestimmen. Dabei spielt der mit der Zeit ständig plastischer werdende Untergrund eine wesentliche Rolle. Die Malerei wird zur Reliefarbeit und erfordert vermehrten körperlichen Einsatz. Das Gleichgewicht zwischen Erkennbarkeit des Gegenstands und Abstraktion wird stets aufs Neue errungen. Bildnisse stehen auch heute noch im Zentrum der künstlerischen Arbeit Oliver Jordans. Die Porträtierten sind unbekannte und berühmte Persönlichkeiten aus seiner unmittelbaren Umgebung, aber auch lebende oder schon verstorbene Menschen aus Literatur, Kunst, Musik, Philosophie, auf deren Ideen und Werke er Bezug nimmt. Darstellungen seiner Frau und seiner Familie, seiner Nachbarn, von Studienkollegen, Professoren, anonymen Prostituierten hängen neben Bildern von Diego Velazques, Max Beckmann, Pablo Picasso, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Teresa von Avila, Simone de Beauvoir, Friedrich Nietzsche, Sigmund Freud. Auch die Gesichter großer Städte sind für ihn ein unerschöpfliches Motivrepertoire. Die architektonischen Schönheiten, Widersprüche und Brüche von Essen, Dortmund, Köln, Berlin, Hamburg, Florenz, Paris, Madrid, Toledo, London u.a. haben ihn zu Bilderzyklen angeregt. Gleichzeitig entstehen groß- und kleinformatige Landschaften. Themenübergreifend wird die Arbeit von Oliver Jordan auch durch seine besondere Beziehung zur Musik geprägt. Dies wird zunächst an der großen Anzahl dargestellter Musikerinnen und Musiker deutlich, wirkt sich aber mehrdimensional aus. Töne inspirieren ihn zu neuen Arbeiten. Sie enthalten für ihn eine konkrete Bildsprache, die er in Malerei übersetzt. Besonders Blues- und Jazzklänge mit ihren politischen und philosophischen Botschaften begleiten die Entstehung seiner Werke. Aber auch klassische Kompositionen zählen zu seinen Favoriten. Die Kommunikation der Künste zeigt sich außerdem in Bildtiteln wie "Rembrandt hört John Lee Hooker" oder "Jim Morrison singt für Brecht". Als einen Moment geronnener Musik beschreibt der Filmemacher, Musiker und Philosoph Theo Roos die Bilder Jordans. Roos illustrierte sein Buch "Neue Philosophische Vitamine" (2007) mit zahlreichen Arbeiten des Künstlers. Für Jordan ist die gegenständliche Malerei "Ausdruck eines Weltenglücks", wie er es einmal vor dem Bund der deutschen und europäischen Unternehmensberater formulierte.

Seit 1983 stellt Oliver Jordan seine Bilder regelmäßig in Galerien, Museen, Kunstvereinen sowie auf nationalen und internationalen Messen (u.a. in Amsterdam, Köln, Karlsruhe, Madrid, Miami, New York und Seoul) aus. Auch Film- und Fernsehbeiträge, wie der wissenschaftliche Film über das Sehen mit dem Neurologen Detlef Linke für das Bayerische Fernsehen, dokumentieren seine Arbeit. Im Jahr 2002 erhielt Jordan den Großauftrag der Dortmunder Philharmonie für die Gestaltung eines Triptychons mit den Bildnissen Gustav Mahlers, Igor Strawinskys und Arnold Schönbergs in den Maßen von acht mal neun Metern. Zu seinen AuftraggeberInnen gehören u.a. Anne Sophie Mutter, Kent Nagano, Daniel Narcisse, Helmut Rahn, Berthold Beitz, Norbert Burger, die Stadt Essen, die Bistumsbank Essen, die Essener Stadtsparkasse, die Kreissparkasse Köln, Ebertz & Partner Köln, die Universität Greifswald, die Deutsche Bahn AG und die RWE AG Essen. 2007 vollendete Oliver Jordan das Porträt von Tassilo Küpper für die Universität zu Köln. Der Künstler lebt und arbeitet zusammen mit seiner Frau Helena in Köln, Essen und seit 1991 auch in Port-Blanc (Bretagne).

Quellen (Auswahl): Katalog: Oliver R. Jordan, mit Textbeiträgen von Michael Euler-Schmidt, Kolb-Halle, Köln 1990; Michael Euler-Schmidt (Hrsg.): Oliver R. Jordan. Im Blues der Bilder, Köln 1995; Michael Euler-Schmidt und Roland Scotti (Hrsg.): Jordan. After The Rain, Köln, Berlin 1997; Ricarda Fox und Manfred de la Motte (Hrsg.): Oliver Jordan. Essen...stadteinwärts, Heidelberg 2002; Theo Roos: "Neue Philosophische Vitamine", Köln 2007; www.oliverjordan.de.