Anton Räderscheidt

*11.10.1892, † 08.03.1970

1 / 1

Anton Räderscheidt wurde am 11. Oktober 1892 in Köln geboren. Er studierte von 1910 bis 1914 an der Kunstgewerbeschule in Köln und an der Kunstakademie in Düsseldorf. 1918 heiratete er die Künstlerin Marta Hegemann, mit der er sich an dadaistischen Manifestationen in Köln beteiligte. Seine ersten Bilder trugen expressionistische und konstruktivistische Züge bis er zu einem neuen realistischen Stil fand. Mit distanziertem Blick stellte er Menschen und Objekte isoliert im Raum dar. In seinen Bildern taucht immer wieder die Figur eines schwarzgekleideten Mannes mit steifem Hut auf. Diese Gestalt entwickelte sich zum Markenzeichen seiner Kunst. Häufig thematisierte er die Beziehung zwischen Mann und Frau, es entstanden aber auch viele Sportbilder, Straßenszenen und Porträts. Räderscheidt gehörte zu den schillerndsten Persönlichkeiten der Kunstszene der 20er Jahre. Schon 1925 erzielten seine Werke hohe Preise und waren in Museen vertreten. 1932 wurde er als bester Kölner Künstler dem damaligen Rektor Ebers für die Fortführung der Porträtgalerie empfohlen. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten verschlechterten sich für Räderscheidt die Arbeitsbedingungen derart, dass er mit seiner neuen, jüdischstämmigen Lebensgefährtin Ilse Salberg und ihren beiden Kindern nach Südfrankreich auswanderte. Anstelle von vier vereinbarten Gemälden für die Universität Köln kam es unter großen Schwierigkeiten nur zur Ausführung des Porträts von Professor Ebers. Der Künstler wurde zwei mal inerniert, konnte jedoch jedes Mal fliehen. Seit 1949 lebte er wieder in Köln. Ein Anknüpfen an frühere Erfolge war aber nicht möglich. Auch galten seine wilde Ehe mit Gisèle Ribreau sowie seine unehelichen Kinder als nicht akzeptabel. Mit Pferdebildern, Porträts und Städteansichten verdiente er den Unterhalt für seine Familie. Räderscheidt erlitt 1967 einen Schlaganfall und musste wieder das Sehen und Malen erlernen. Bis zu seinem Tod am 8. März 1970 in Köln entstand u.a. eine große Serie von Selbstporträts. Sein vielfältiges künstlerisches Schaffens wurde erst 1993 anlässlich einer Retrospektive zu seinem 100. Geburtstag in Köln gewürdigt. In den 60er Jahren zeichnen sich die Porträts des Künstlers durch einen größeren Eigenwert der Farbe aus. Insbesondere seine Selbstporträts dienten ihm als Feld für expressive Farbkompositionen, die heute als Vorbilder für die Malerei der „Neuen Wilden“ gelten. Im Bildnis von Professor Klenk sind solche Ansätze vorhanden, Räderscheidt ordnete sie jedoch dem Wunsch nach eindeutiger Wiedererkennbarkeit des Rektors unter.

Quellen: Horst Richter: Anton Räderscheidt, Recklinghausen 1972; Günter Herzog: Anton Räderscheidt, Köln 1991; Werner Schäfke u. Michael Euler-Schmidt (Hrsg.): Anton Räderscheidt, Köln 1993; Emmanuel Bénézit: Dictionnaire Critique et Documentaire des Peintres, Sculpteurs, Dessinateurs et Graveurs, 14 Bde., Bd. 11, Paris 1999, S. 380;