Theodor Wessels

Rektor 1951 - 1954

* 06.05.1902 (Waalwyk/Niederlande), † 14.08.1972 (Sorrent/Italien)
Professor für Wirtschaftliche Staatswissenschaften
Dr. rer. pol. Dr. h.c.

Theodor Wessels (geb. am 6.5.1902 Waalwyk/Niederl.) studierte Wirtschaftswissenschaften in München, Kiel und Köln. 1925 wurde er bei Leopold von Wiese in Köln zum Dr. rer. pol. mit einer Arbeit über "Die Geldtheorie Léon Walras'" promoviert. 1933 habilitierte er sich an der Universität Bonn mit seinen Forschungen über "Die Selbstversorgung Deutschlands mit Agrarprodukten". Als ihm 1936 die Lehrerlaubnis verliehen wurde, arbeitete er als Privatdozent an der Universität Bonn bis er nach zahlreichen Verhandlungen 1940 einen Ruf als o. Prof. für Wirtschaftliche Staatswissenschaften an die Universität zu Köln erhielt. Kurz darauf wurde er Direktor des Seminars für Staatswissenschaften der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät, das er bis zu seiner Emeritierung leitete. Während des Krieges wurde er unabkömmlich gestellt, da die WiSo-Fakultät auf dem Gebiet der Volkswirtschaftslehre nicht mehr ausreichend besetzt gewesen wäre und Wessels zudem mit kriegswichtigen Aufgaben im Bereich der Raumforschung beauftragt war. Wie sein ein Jahr jüngerer Kollege Günter Schmölders, war auch Theodor Wessels sowohl in Projekte der Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung involviert, für die Wessels wirtschaftliche Probleme der Niederlande analysierte als auch in den oppositionellen "Freiburger Kreis" um Erwin von Beckerath eingebunden war. 1943 ernannte man ihn zum Leiter des von ihm mitbegründeten Instituts für Energiewirtschaft, dem er ebenfalls bis 1970 vorstand und in dem er seit den 1950er Jahren regelmäßig Arbeitstagungen abhielt. Von 1947-49 wurde Theodor Wessels zum Dekan der WiSo Fakultät gewählt. Das Amt des Rektors der Kölner Hochschule bekleidete er von 1951-54. In dieser Zeit leitete er das große Neubauprogramm der Universität und ihrer Kliniken ein. Gleichzeitig brachte Wessels den Staatsvertrag zwischen der Stadt Köln und dem Land NRW zum erfolgreichen Abschluss, wodurch die städtische Hochschule zur Landes-Universität umstrukturiert wurde. Auch außerhalb der Universität engagierte sich Theodor Wessels in verschiedenen Gremien. Von 1948-72 war er Mitglied des Beirats des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit. Von 1953-72 amtierte er als Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen. Zudem war er für die wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung der Attachés des Auswärtigen Amtes zuständig. Ferner beauftragte man ihn mit der wissenschaftlichen Leitung des Lehrinstituts für das Kommunale Sparkassen- und Kreditwesen des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. In dieser Funktion lehrte er auch an zahlreichen Verwaltungs- und Wirtschaftakademien. Für seine Verdienste um die wissenschaftliche Fundierung der Wirtschaftspolitik wurde er von der Bundesrepublik Deutschland mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens ausgezeichnet. Die Universität Bochum verlieh ihm die Ehrendoktorwürde Dr. rer. pol. h.c. Theodor Wessels galt als Mittler zwischen Wissenschaft und Praxis. Ohne sich auf eine bestimmte Schule festzulegen, stand er innerhalb seiner Forschungstätigkeit der neoklassischen Wirtschaftstheorie am nächsten. Ökonomische Entwicklungen begriff er als sozialen und politischen Prozess, die er stets in diesen Zusammenhängen sah. Er war davon überzeugt, dass die freie Konkurrenz ein wichtiges Korrektiv zur Verhinderung einseitiger Machtpositionen sei und allein politische Demokratie ermöglichte. In den 1930er Jahren sprach er sich indirekt gegen die Autarkiepolitik der nationalsozialistischen Regierung und für eine Wiederherstellung einer Wettbewerbsordnung aus, so z.B. in "Bemerkungen zur Theorie der Kartellpreise" (1935), "Problem der landwirtschaftlichen Marktordnung" (1937). In späteren Jahren stellte er deutlicher die Überlegenheit des Wettbewerbs für die Wirtschaft dar ("Wettbewerbsprinzip und Nachkriegswirtschaft", 1942). Die Wiederherstellung, Ausbreitung, Sicherung und Weiterentwicklung der Wettbewerbsordnung blieb das wirtschaftspolitische Hauptanliegen von Theodor Wessels. Intensiv erforschte er Fragen der Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik. 1948 verfasste er einen Beitrag über "Die Krise der Gesellschaft und der Wirtschaft in der Gegenwart". In den 1950er Jahren beschäftigte er sich schwerpunktmäßig mit ökonomischen Problemen der Energiewirtschaft. Hier stand die Ordnungspolitik an erster Stelle, innerhalb derer er die Preisbildung und das Wirtschaftsrecht diskutierte z.B. in "Volkswirtschaftliche Grundfragen der Energieversorgung" (1950), "Ordnungsprobleme der Energiewirtschaft unter Berücksichtigung des Monopolproblems" (1951). Im Auftrag des Deutschen Bundestages führte er innerhalb der Energie-Enquête 1960/61 eine empirische Analyse der Entwicklungsbedingungen des Energiebedarfs in der Bundesrepublik durch. Wessels wies darauf hin, dass die Wirtschaftspolitik oft überfordert sei, wenn sie die Versorgung der Nation mit wichtigen Gütern garantieren sollte. Es sei vielmehr Aufgabe der Außenpolitik, politische Allianzen mit Staaten zu schaffen, die den Import lebenswichtiger Güter gewährleisten können. Außer der intensiven Beschäftigung mit Fragen des Wettbewerbs und der Energiepolitik setzte sich Wessels mit dem Akzelerationsprinzip, mit den Theorien von John Maynard Keynes, mit Subventionen, Vollbeschäftigung, Geldwertstabilität, Wohlfahrtsökonomik, Wirtschaftswachstum und technischem Fortschritt auseinander. Theodor Wessels starb drei Monate nach seinem 70. Geburtstag am 14. August 1972 während eines Urlaubsaufenthaltes in Sorrent/Italien.

Quellen: UAK, Zug. 571, Nr. 214; Kat.: "Peter Herkenrath", Köln (Kunstverein) 1959, Kat. Nr. 30; Ges. für Wirtschafts- u. Sozialwissenschaften (Hrsg.): Die Hochschullehrer der Wirtschaftswissenschaften, Berlin, 2. Aufl., 1966, S. 803; UAK, Zug. 9, Nr. 646; UAK, Rektor Mittelstaedt: Nachruf auf Theodor Wessels, August 1972; Hans Karl Schneider: "Theodor Wessels", in: Kölner Universitätsreden 49, Krefeld 1973; Hannelore Ludwig: Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Lehre in Köln von 1901 bis 1989/1990, Diss. Univ. Köln 1990, Köln u.a. 1991, S. 33, 103, 107; Christine Blumenberg-Lampe: Oppositionelle Nachkriegsplanung: Wirtschaftswissenschaftler gegen den Nationalsozialismus, in: Eckhard John (Hrsg.): Die Freiburger Universität in der Zeit des Nationalsozialismus, Freiburg u.a. 1991, S. 214; Notker Hammerstein: Die Deutsche Forschungsgesellschaft in der Weimarer Republik und im Dritten Reich: Wissenschaftspolitik in Republik und Diktatur 1920-1945, München 1999, S. 530; Leo Haupts: "Die 'Universitätsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung' und die Politische Indienstnahme der Forschung durch den NS-Staat. Das Beispiel der Universität zu Köln", in: Rheinische Vierteljahrs-Blätter, Jg. 68, 2004, S. 172-200.