Otto Kuhn

Rektor 1938 - 1942

* 29.03.1896 (Stuttgart-Berg), † 12.02.1978 (Göttingen)
Professor für Zoologie und Vergleichende Anatomie
Dr. rer. nat.

Otto Kuhn (geb. am 29.3.1896 in Stuttgart-Berg) immatrikulierte sich 1914 an der Universität Tübingen für Biologie, leistete aber mit Beginn des Ersten Weltkriegs bis 1918 Kriegsdienst, zuletzt als Leutnant der Reserve. Nach dem Krieg war er Mitglied der "Freiwilligenabteilung Sproesser" und nahm an Kämpfen in Württemberg, Augsburg, München und im Ruhrgebiet teil. Gleichzeitig setzte er sein Studium in Tübingen fort, wo er 1922 bei Prof. Blochmann promoviert wurde. Seit 1923 übernahm er eine Stelle als apl. Assistent am Zoologischen Institut der Universität Göttingen, wo er sich 1928 habilitierte. Seit 1933 war er Mitglied der NSDAP. 1934 erhielt er eine Stelle als n.b. a.o. Professor in Göttingen. Im gleichen Jahr betraute man ihn vorübergehend mit der Vertretung des freien Lehrstuhls für Zoologie an der Universität zu Köln. 1935 ernannte man ihn zum a.o. Prof. für Zoologie an der Universität Göttingen. Im April des gleichen Jahres wurde er auf Initiative des preußischen Kultusministeriums als Nachfolger des von der Universität vertriebenen jüdischen Zoologen Ernst Breslau als o. Prof. für Zoologie und vergleichende Anatomie an die Kölner Universität berufen. 1935 übertrug man ihm auch die Leitung der Zentralstelle wehrwissenschaftlicher Arbeitsgemeinschaften an der Universität zu Köln. 1937-38 war er Dekan der Philosophischen Fakultät. Von 1938-42 ernannte man ihn zum Rektor der Universität zu Köln. Wegen fortgesetzter Auseinandersetzungen mit dem Gauleiter Grohé trat Kuhn 1942 von seinem Amt als Rektor zurück. Ob dies mit der betont katholischen Einstellung Kuhns zusammenhing, die sein Amtsvorgänger Josef Kroll 1967 konstatierte, kann nur spekuliert werden. Ende April 1942 war das Botanische Institut sowie das Gebäude für Zoologie durch einen Bombenangriff in Schutt und Asche gelegt worden. Zwar hieß es, dass der Universitätsbetrieb nicht unterbrochen werde, tatsächlich war der Forschungsbetrieb stark eingeschränkt. Otto Kuhn leistete Kriegsdienst in der Fliegerhorstkommandatur Köln-Butzweilerhof. 1945 wurde er entlassen und seit 1949 erneut als o. Prof. für Zoologie und Vergleichende Anatomie an der Universität zu Köln eingesetzt. Er wurde 1964 emeritiert und war noch bis 1966 Leiter des Instituts für Zoologie. Das wissenschaftliche Werk von Kuhn wurde wesentlich durch seine Göttinger Jahre im Institut von Alfred Kühn geprägt. Otto Kuhn beschäftigte sich in erster Linie mit der Analyse der Farbmuster und Federentwicklung bei Vögeln und mit der Sinnesleistung der Fische. Darüber hinaus veröffentlichte er Beiträge zu anderen Fragestellungen der vergleichenden Anatomie "Die Facettenaugen der Landwanzen und Zikaden" (1926), "Die Zwillingsträchtigkeit beim Rind und ihre Verwendung" (1926) sowie mit der Entwicklungsphysiologie, "Entwicklungsphysiologische Untersuchungen der Vogelfeder" (1932). Auch lag ihm die biologische Ausbildung der Mediziner am Herzen. In den letzten Jahren seines Schaffens machte er es sich zu seiner Hauptaufgabe, den Ausbau und die Erweiterung der Zoologie in Köln voranzutreiben. Kurz vor seiner Emeritierung wurde der Neubau des Zoologischen Instituts fertiggestellt. Otto Kuhn starb am 12. Februar 1978 in Göttingen.

Quellen: Otto Kuhn: "Vom 100.000 Mann-Heer zur Volksheer", in: Kölner Universitätsreden Nr. 34, Köln 1937; Hermann Corsten: Das Schrifttum der zur Zeit an der Universität Köln wirkenden Dozenten, Köln 1938, S. 485f.; UAK, Zug. 44, Nr. 83; UAK, Zug. 9, Nr. 646; UAK, Rektor Willeke: Nachruf auf Otto Kuhn, Februar 1978; Frank Golczewski: Kölner Universitätslehrer und der Nationalsozialismus, Köln u.a. 1988, S. 284f., 288, 400ff.; Senatskommission für die Geschichte der Universität zu Köln (Hrsg.): Kölner Universitätsgeschichte, Bd. II, Das 19. und 20. Jahrhundert, Köln u.a. 1988, S. 598, 655; Hannelore Ludwig: Die Wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Lehre in Köln von 1901-1989/1990, Univ. Diss. 1990, Köln u.a. 1991, S. 181; Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur Nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Heidelberg 2004, S. 103f.; Leo Haupts: "Die 'Universitätsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung' und die Politische Indienstnahme der Forschung durch den NS-Staat. Das Beispiel der Universität zu Köln", in: Rheinische Vierteljahrs-Blätter, Jg. 68, 2004, S. 172-200, S. 177, 179.