Hans von Haberer

Rektor 1935 - 1938

* 12.03.1875 (Wien), † 29.04.1958 (Düren)
Professor für Chirurgie
Dr. med. Dr. med. h.c. Hofrat

(Johann Baptist Martin Theodor Wilhelm Anton Haberer von Kremshohenstein) Hans von Haberer (geb. am 12.3.1875 in Wien) begann 1894 sein Medizinstudium an der Wiener Universität. Im Mai 1900 wurde er an der Universität Graz promoviert. Er erhielt eine Assistentenstelle für pathologische Anatomie bei Prof. Holl und publizierte hier seine erste Arbeit "Über die Venen des menschlichen Hodens". Von 1901-07 übernahm er eine Assistenz für Chirurgie bei Prof. v. Eiselsberg an der Universität Wien, wo er sich 1907 habilitierte. Vier Jahre später folgte von Haberer einem Ruf als Prof. für Chirurgie an die Universität Innsbruck. Er war mit 36 Jahren der jüngste Ordinarius der österreichischen Monarchie. Während des Ersten Weltkrieges arbeitete er als Konsiliarchirurg in Südtirol und Oberstabsarzt. Wegen seines hohen Ansehens und seiner großen Repräsentationsfähigkeiten wurde er 1920-21 zum Dekan der dortigen Medizinischen Fakultät und von 1923-24 zum Rektor der Universität Innsbruck gewählt. Im November 1924 nahm er einen Ruf als o. Professor der Universität Graz an. In diesem Jahr erfolgte auch seine Ernennung zum Hofrat. 1928 ging er als Ordinarius an die Medizinische Akademie Düsseldorf, wo er von 1929-30 ebenfalls Rektor war. Noch während seines Rektorats erhielt er im Dezember 1930 eine Berufung auf eine o. Professorenstelle an der Universität zu Köln. Von Haberer wurde Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik Lindenburg (1930-48) und stellvertretender Direktor der Chirurgischen Klinik Augustahospital (1930-34). Als er nach Köln kam, ließ er als erstes zahlreiche Um- und Ausbauten im chirurgischen Teil der Lindenburg vornehmen. 1935 erfolgte seine Wahl zum Rektor der Universität zu Köln. Am Beginn seines Rektorats stand die feierliche Eröffnung des Universitätsneubaus am 5. April 1935. Seine Amtszeit wurde bis zur 550-Jahr-Feier 1938 verlängert. Von der Medizinischen Fakultät der Universität Athen erhielt er 1937 die Ehrendoktorwürde. Während des Zweiten Weltkrieges war er als beratender Chirurg in Frankreich und Russland tätig, seit Juli 1942 als Generalarzt. 1945 entließ die britische Militärregierung ihn, der seit 1937 Mitglied der NSDAP war, aus allen Ämtern. 1948 rehabilitierte man ihn und von Haberer trat als Emeritus der Medizinischen Fakultät bei. Die Fachgebiete von Haberers waren Bauch-, insbesondere die Magenchirurgie sowie die Gefäß- und Kriegschirurgie. Er entwickelte konservative Operationsmethoden weiter und baute z.B. die Billroth I-Methode technisch aus. (Bei diesem Eingriff werden zwei Drittel des Magens entfernt und der Magenrest mit dem Zwölffingerdarm vernäht). Dabei konnte er auf der Erfahrung von nahezu 4000 Magenresektionen aufbauen. Wegen seiner hervorragenden Operationstechnik bei diesen Eingriffen kamen bald zahlreiche Chirurgen aus ganz Europa, um seine Methode kennenzulernen. Im Rahmen seiner Tätigkeit als Oberstabsarzt der k. u. k. Monarchie entstanden wichtige Arbeiten über traumatische Aneurysmen und Schädelverletzungen. Hinzu kamen Arbeiten über die Knochenchirurgie, die Chirurgie der Nerven und die Hirnchirurgie. Sein wissenschaftliches Werk umfaßt 299 Einzelveröffentlichungen und 10 Beiträge in Hand- und Lehrbüchern zu fast allen Gebieten der Chirurgie. Von Haberer war Mitglied medizinisch-wissenschaftlicher Gesellschaften und wurde durch zahlreiche Ehrungen ausgezeichnet. Er erhielt u.a. das Große Verdienstkreuz zum Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, war Mitglied der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (1935), Ehrenmitglied der Wiener Medizinischen Gesellschaft (1939), Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (1950), Ehrenmitglied der deutschen Roentgengesellschaft (1951) sowie der Société Européenne de Chirurgie Cardio-Vasculaire in Lyon (1953). Neben seinem ungeheuren Arbeitspensum ging er verschiedenen Hobbys nach. Zur Entspannung spielte er geistliche Musik an seiner Orgel. Hans von Haberer starb zwei Jahre nach dem Tod seiner Frau Hermine am 29. April 1958 in Düren und wurde im Familiengrab in Innsbruck beigesetzt.

Quellen: Hermann Corsten: Das Schrifttum der zur Zeit an der Universität Köln wirkenden Dozenten, Köln 1938, S. 216-229; UAK, Rektor Jahrreiß: Nachruf auf Hans von Haberer, April 1958; Hans-Georg Schuh: Hans von Haberer (1875-1958) und die Chirurgie in Köln., Köln, Univ. Diss., 1986; Frank Golczewski: Kölner Universitätslehrer und der Nationalsozialismus, Köln u.a. 1988, S. 113, 209f., 260ff.; Erich Meuthen (Hrsg.): Kölner Universitätsgeschichte, Bd. III: Die neue Universität. Daten und Fakten, Köln u.a. 1988, S. 156; DBE, Bd. 4, München u.a. 1996, S. 292; Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur Nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Heidelberg 2004, S. 68f.