Fritz Stier-Somlo

Rektor 1925 -1926

* 21.05.1873 (Steinamanger), † 10.03.1932 (Köln)
Professor für Staats- und Verwaltungsrecht, Völkerrecht, Kommunal- und Sozialrecht
Dr. iur.

Fritz Stier-Somlo (geb. am 21.5.1873 in Steinamanger) wurde an der Westgrenze Ungarns als Sohn eines Rabbiners geboren. Ab Oktober 1890 studierte er Rechtswissenschaften, Nationalökonomie und Philologie in Berlin. Er legte 1893 die 1. Staatsprüfung ab und begann dort seine Referendarzeit. 1896 legte er seine Dissertation "Zur Geschichte und rechtlichen Natur der Rentengüter" vor. Nach bestandenem 2. Staatsexamen wurde Fritz Stier-Somlo 1898 zum Gerichtsassessor ernannt und arbeitete bis 1903 als Prozessrichter am Amtsgericht Charlottenburg. Im Juni 1900 bewarb er sich bei der Universität Bonn um die Erteilung der venia legendi für die Fächer Staats- und Verwaltungsrecht. Für das Habilitationsverfahren reichte er seine Schriften über "Die Pflicht des Eigentümers zur Erhaltung seines Eigentums", "Die Volksüberzeugung als Rechtsquelle" und "Die Einwirkung des Bürgerlichen Rechts auf das preußisch-deutsche Verwaltungsrecht" ein. Fritz Stier-Somlo wurde im Januar 1901 als Privatdozent in Bonn aufgenommen und erhielt 1904 die Erlaubnis, den Professorentitel zu führen. Er widmete sich in dieser Zeit intensiv der Idee und Realisierung einer neuen Verwaltungshochschule. Vor dem Hintergrund neuer öffentlicher Aufgaben als Folge der Industrialisierung und dem damit zusammenhängenden sozialen Strukturwandel in Deutschland, kritisierte Stier-Somlo die ungenügende Ausbildung höherer und subalterner Verwaltungsbeamter. Er legte 1911 der Stadt Düsseldorf einen Plan zur Eröffnung einer Akademie für kommunale Verwaltung vor. Im gleichen Jahr wurde ihm die Gründung dieser Institution bewilligt und Stier-Somlo zu deren Studiendirektor ernannt. Schon ein Jahr später kündigte er nach zahlreichen Auseinandersetzungen seinen Vertrag. Die Stadt Köln stellte ihn 1912 als Dozenten für Öffentliches Recht an der neuen Kölner Hochschule für kommunale und soziale Verwaltung ein. 1916 berief man ihn zum Professor für Öffentliches Recht an die Handelshochschule in Köln. Er gründete das Seminar für Politik, dessen Direktor er bis zu seinem Tod im Jahr 1932 blieb. Forschungsgegenstand war hier die Entwicklung und das Wesen der modernen Demokratie, das Recht der Friedensverträge, Fragen der Diktatur, die Psychologie der Masse und ihre Einwirkung auf die Politik und andere aktuelle Themen. Das Institut wurde 1920 an die juristische Fakultät angegliedert. Fritz Stier-Somlo arbeitete zielstrebig mit am Ausbau der Kölner Hochschule zur Universität. Als Vorsitzender der juristischen Kommission leitete er den Aufbau der juristischen Fakultät, schenkte ihr 1000 seiner eigenen Bücher und amtierte zwei Mal als Dekan (1920 u. 1929-30). Außerdem setzte er sich für die Errichtung eines Frauenhochschulstudiums ein und gehörte der Kommission zur Ausbildung von Journalisten an. Um Transparenz im Geflecht der internationalen Rechtsordnungen zu erreichen, gründete er das Institut für Internationales und Ausländisches Recht. Von 1925-26 wählte man ihn zum Rektor der Universität. Seine zahlreichen Schriften decken alle Gebiete des Öffentlichen Rechts im weiteren Sinne ab. Dazu gehören das sechsbändige "Handbuch des Völkerrechts" (1912-1928), das "Handwörterbuch der Rechtswissenschaft" zusammen mit Alexander Elster (1925-1931), "Das Recht der Arbeiterversicherung" (1906), "Die Freiheit der Meere und das Völkerrecht" (1917), "Die Verfassung des Deutschen Reiches vom 11.08.1919" (3. Auflage 1925), "Politik" (6. Auflage 1926). Durch seine Fähigkeit, aktuelle und differenzierte Sachverhalte leicht und verständlich darzustellen, wurde er zu einem bedeutenden Autor seiner Zeit. Am 10. März 1932 starb er an den Folgen eines Straßenbahnunfalls in Köln.

Quellen: Willehad Paul Eckert: Kleine Geschichte der Universität Köln, Köln 1961, S. 158, 189f.; Hans-Jürgen Becker: "600 Jahre Rechtswissenschaft in Köln. Aus der Geschichte der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, in: Festschrift der Rechtswissenschaftlichen Fakultät zur 600-Jahr-Feier der Universität zu Köln, Köln u.a. 1988; S. 3-30; Frank Golczewski: Kölner Universitätslehrer und der Nationalsozialismus, Köln u.a. 1988, S. 98, 185, 279; Ina Gienow: Leben und Werk von Fritz Stier-Somlo, Univ. Diss., Köln 1990; Hannelore Ludwig: Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Lehre in Köln von 1901 bis 1989/1990, Diss. Univ. Köln 1990, Köln u.a. 1991, S. 91; DBE, Bd. 9, München u.a. 1998,S. 529.