Friedrich Moritz

Rektor 1920 - 1921

* 10.12.1861 (Mainz), † 12.01.1938 (Köln)
Professor für Innere Medizin
Dr. med. Geh. Medizinalrat

Auf Anraten seines Vaters studierte Friedrich Moritz (geb. am 10.12.1861 in Mainz) im Sommersemester 1880 Jura an der Universität Bonn. Nach seiner einjährigen Militärzeit entschied er sich aber für ein Medizinstudium, das er in Würzburg, Berlin und München absolvierte. Nach seiner Promotion in München "Über die Chemie der Transsudate und Exsudate" (1885) und seiner Approbation am 9.7.1886, studierte er noch zwei Semester Chemie bei Adolf v. Baeyer. Von 1887 bis 1892 war er Assistent bei Prof. Ferdinand v. Ziemssen an der Ersten Medizinischen Klinik in München. 1890 habilitierte er sich dort mit einer Arbeit über "Die Kupferoxyd reduzierenden Substanzen des Harns" und erhielt 1892 eine Stelle als a.o. Prof. und Leiter der Medizinischen Universitäts-Poliklinik "Reisingeriarium". 1902 ging er als Ordinarius nach Greifswald, 1905 nach Gießen und 1907 nach Straßburg. 1911-19 nahm er eine Stellung als Chefarzt der städtischen Krankenanstalten Lindenburg in Köln an und war Mitglied der Akademie für praktische Medizin. 1919 berief man Moritz zum Ordinarius der wiedereröffneten Universität zu Köln. In der schwierigen Zeit der fortschreitenden Geldentwertung war er zunächst Prorektor, von 1920-21 Rektor, danach erneut Prorektor der Universität. Bis zu seiner Emeritierung im Alter von 69 Jahren im März 1930 blieb Moritz auch Direktor der Medizinischen Universitätsklinik Lindenburg. Danach praktizierte er unter seiner Privatadresse und arbeitete als Konsiliarius. Bis 1932 hielt er Vorträge zur Ernährungslehre. Die Forschungsschwerpunkte von Friedrich Moritz lagen anfangs auf dem Gebiet der chemischen Physiologie, insbesondere des Diabetes mellitus. Später kamen die Bereiche Ernährungslehre und Verdauung hinzu. 1898 erschien sein Buch über die "Grundzüge der Krankenernährung“, das vor dem Hintergrund des Ersten Weltkrieges neue Aktualität gewann. Der größte Teil seiner Publikationen umfasst die Funktionen und Erkrankungen des Herzens und des Kreislaufs. Durch die Erfindung und den klinischen Ausbau der röntgenologischen Herzgrößenbestimmung, der horizontalen Orthodiagraphie und der unblutigen Venendruckmessung beschritt er in der klinischen Medizin sowie in der Sportmedizin neue Wege. Außerdem leistete er auf dem Gebiet der physiologischen Chemie und der Neurologie wegweisende Forschungsarbeit. Weitere wesentliche Bestandteile seiner Arbeit bildeten die Reflexion über die Rolle des Arztes, den Unterricht und die Fortbildung seines Berufsstandes. Er legte Wert auf die Kenntnisse diagnostischer Verfahren. Bei der Vermittlung halfen ihm seine künstlerischen Fähigkeiten, mittels derer er auch wissenschaftliche Erkenntnisse skizzierte oder plastische Modelle des Herzens als Demonstrationsmaterial herstellte. Gleichzeitig betonte er aber, dass das Messbare nicht das Maß aller Dinge sei. Er wies darauf hin, dass die körperliche Not immer auch eine seelische Not sei und kritisierte vor diesem Hintergrund die fortschreitende Spezialisierung der Mediziner. Sein Ideal war der wissende und zugleich einfühlende (Haus-)Arzt. Innerhalb der medizinischen Fakultät setzte er sich ausdrücklich für die Entstehung des vorklinischen Unterrichts ein, ohne den ein vollständiges Medizinstudium nicht möglich war. Für seine Verdienste um die Kölner Universität wurde er 1935 zu deren Ehrenbürger ernannt. Friedrich Moritz starb am 12. Januar 1938 in Köln.

Quellen: Hermann Corsten: Das Schrifttum der zur Zeit an der Universität Köln wirkenden Dozenten, Köln 1938, S. 187-194; Willehad Paul Eckert: Kleine Geschichte der Universität Köln, Köln 1961, S. 158, 167, 169, 189f.; Kat.: Älteste Stadtuniversität Nordwesteuropas, Stadtmuseum Köln 1988, S. 132f.; Senatskommission für die Geschichte der Universität zu Köln (Hrsg.): Kölner Universitätsgeschichte, Bd. II, Das 19. und 20. Jahrhundert, Köln u.a. 1988, S. 321, 429; Erich Meuthen (Hrsg.): Kölner Universitätsgeschichte, Bd. III: Die neue Universität. Daten und Fakten, Köln u.a. 1988, S. 155; Manuel E. Cornely: Friedrich Moritz. Arzt und Lehrer, Köln 1995; DBE, Bd. 7, München u.a. 1998, S. 216; Andreas Freitäger, Prof. Dr. Friedrich Moritz: Arzt, Lehrer, Forscher, Begleitheft zur Ausstellung anlässlich der Gründung der Kölner Akademie für praktische Medizin vor 100 Jahren, Köln 2004.