Ernst Leupold

Rektor 1933 - 1934

* 15.06.1884 (Plauen/Vogtland), † 05.05.1961 (Köln)
Professor für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie
Dr. med.

Ernst Leupold (geb. am 15.6.1884 in Plauen/Vogtland) trat nach dem Abitur 1903 als Fahnenjunker in das zweite Sächsische schwere Reiterregiment ein und wurde 1904 Leutnant. Ein Jahr später begann er das Medizinstudium in München. Nach Zwischenstationen in Freiburg i.Br. und Kiel wurde er 1910 in München mit der Arbeit "Ein Fall von Polyneuritis alcoholica im Lichte der Edinger'schen Funktions- und Aufbruchstheorie" promoviert. 1912-13 war er Assistent am Pathologischen Institut in München. 1913-26 nahm er eine Stelle als Assistent am Pathologischen Institut der Universität Würzburg bei Martin Benno Schmidt an, mit dem er bis zu dessen Lebensende eine enge Zusammenarbeit pflegte. 1914-17 leistete er Kriegsdienst und wurde 1915 Rittmeister der Reserve. 1917 habilitierte er sich in Würzburg mit einer Arbeit über das Amyloid, einem Eiweißstoff, der bei verschiedenen Krankheiten im Körper gebildet wird und sich um retikuläre oder kollagene Fasern von Organen ablagert (bevorzugt in Leber und Niere). Während des Spartakistenaufstandes 1919 nahm er in München an den Aktionen des Freikorps von Epp teil. 1921 erhielt er in Würzburg die Stelle als a.o. Prof. für Pathologie. Von 1923-26 war er Mitglied der Ortsgruppe Würzburg der NSDAP. 1926 berief man ihn an die Universität Greifswald. 1930 folgte er als o. Prof. für Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie dem Ruf an die Universität zu Köln und wurde Direktor des Instituts für Pathologie. 1932-33 wählte man ihn zum Dekan der Medizinischen Fakultät und nach dem Regierungsantritt der Nationalsozialisten von 1933-34 zum neuen Rektor der Universität zu Köln. Wegen ehrverletzender Herabwürdigung der Kölner Professorenschaft und seiner Person im besonderen kam es im März 1934 zum Bruch mit den Machthabern. Die Härte der Auseinandersetzungen zeigt sich in einem Brief Leupolds an Adolf Hitler mit der Bitte, dem Gauleiter Grohé eine Pistolenforderung übersenden zu dürfen. Die aktenmäßig nicht überlieferte Antwort fiel anscheinend negativ aus und Leupold bat darum, von seinen Amtspflichten als Rektor entbunden zu werden. Dennoch trat Leupold 1936 wieder in die NSDAP ein. Im Zweiten Weltkrieg war er bis 1943 Beratender Pathologe im Wehrkreis VI, 1943 Oberfeldarzt der Reserve. Nach Kriegsende wurde er von der britischen Militärregierung nicht sofort entlastet, konnte aber wieder seinen Lehrstuhl übernehmen. Er wurde 1952 emeritiert und nahm die Vertretung seines Faches noch bis 1957 wahr. Während seiner Assistenzzeit in Würzburg beschäftigte Leupold sich mit deskriptiver Morphologie und dem Blutpigment. Hinzu kamen Forschungen über die Mikrochemie des Amyloids sowie Arbeiten über die Innere Sekretion und über den damit in Zusammenhang stehenden Cholesterinstoffwechsel. In den zwanziger Jahren forschte er über die Beziehungen zwischen Keimdrüsen, Nebenniere, Spermio- und Oogenese sowie Thymus und Hoden. Ergebnis war die Feststellung konstanter Relationen zwischen Organgewichten, Zellreifung und funktioneller Einflüsse auf die Gonaden. Außerdem verfasste Leupold Handbuchbeiträge zum Cholesterin-, Phosphatid-, Glykogen- und Pigmentstoffwechsel sowie über die Nebennieren und über das Amyloid. In Köln arbeitete Leupold über die Phänomene des Wachstums und der Differenzierung, insbesondere über geregelte und gestörte Wucherungen der Gewebe vor dem Hintergrund bösartiger Zellvermehrung. 1955 erhielt er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Ernst Leupold starb am 5. Mai 1961 in Köln.

Quellen: Hermann Corsten: Das Schrifttum der zur Zeit an der Universität Köln wirkenden Dozenten, Köln 1938, S. 120 f.; Erich Letterer: Gedächtnisrede für Prof. Leupold, Köln 1962, Frank Golczewski: Kölner Universitätslehrer und der Nationalsozialismus, Köln u.a. 1988, S. 54f., 60ff., 70, 75f., 89f., 253, 259, 266, Erich Meuthen (Hrsg.): Kölner Universitätsgeschichte, Bd. III: Die neue Universität. Daten und Fakten, Köln u.a. 1988, S. 153; Hannelore Ludwig: Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Lehre in Köln von 1901 bis 1989/1990, Diss. Univ. Köln 1990, Köln u.a. 1991, S. 180; DBE, Bd. 6, München u.a. 1997, S. 354; Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur Nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Heidelberg 2004, S. 109.