Ernst Klenk

Rektor 1961 - 1962

* 14.10.1896 (Pfalzgrafenweiler/Freudenstadt)
† 29.12.1971 (Köln)
Professor für Physiologische Chemie
Dr. rer. nat. Dr. med. h.c.

Nach Ableistung des Kriegsdienstes von 1914 bis Januar 1919 als Freiwilliger konnte Ernst Klenk (geb. am 14.10.1896 in Pfalgrafenweiler) sein Chemie-Studium an der Universität Tübingen beginnen, wo er auch 1923 promoviert wurde. Als Schüler und Assistent von Hans Thierfelder spezialisierte er sich auf physiologische Chemie. Drei Jahre später habilitierte er sich und erhielt in Tübingen 1930 einen Lehrstuhl als Professor der physiologischen Chemie. 1933 trat er der NSDAP bei, 1934 der SA. 1936 berief man Klenk als o. Professor an die Universität zu Köln. Von 1937-67 war er Leiter des Instituts für Physiologische Chemie innerhalb der Medizinischen Fakultät. Während des Krieges wurde das Institut zunächst in die Eifel und dann nach Amöneburg in die Nähe von Marburg verlegt. 1947-48 wählte man Klenk zum Dekan der Medizinischen Fakultät. In der Zeit seines Rektoramtes in Köln von 1961-62 arbeitete Klenk auch als Mitglied des Gründungsausschusses mit am Aufbau der neuen Ruhr-Universität Bochum. Von 1956-59 war er Vizepräsident der Gesellschaft für Biologische Chemie und von 1959-62 Präsident dieser Gesellschaft. In den sechziger Jahren erhielt er zahlreiche Auszeichnungen: 1962 die Norman-Medaille der Gesellschaft für Fettforschung, 1964 den Heinrich-Wieland-Preis, 1965 den American Oil Chemists’ Society Award und die Ehrenmitgliedschaft der American Society of Biological Chemistry sowie der Gesellschaft für Physiologische Chemie, 1966 den Stouffer-Preis und kurz vor seinem Tod die Otto-Warburg-Medaille, die Ehrenmitgliedschaft der Ungarischen Gesellschaft für Neurologie und die Universitätsplakette der Universität zu Köln. Ernst Klenk wurde die Ehrendoktorwürde der Medizinischen Fakultät verliehen. Das Hauptarbeitsgebiet von Ernst Klenk war die bisher noch kaum erforschte stoffliche Natur der Fette und Lipide sowie ihr Stoffwechselverhalten. Klenk konzentrierte sich dabei vor allem auf die Untersuchung von Lipidspeicherkrankheiten. Er entdeckte u.a. die Ursache der Niemann'schen-Pickschen Lipidose, eine seltene, tödlich verlaufende Stoffwechselstörung, sowie eine neue Gruppe von Zellwandbausteinen, die er Ganglioside nannte. Letztere treten bei der sog. amaurotischen infantilen Idiotie gehäuft auf. Dabei handelt es sich um eine erbliche Enzymstörung in Nervenzellen, die im ersten Lebensjahr beginnt und die geistige Entwicklung blockiert. Diese Analysen waren ein Bindeglied zu seinen Arbeiten auf dem Gebiet der Glycoproteine. Deren biologische Bedeutung als Rezeptoren für Myxoviren konnte Klenk neben vielen anderen Befunden beschreiben. Mit seinen Forschungsergebnissen schuf er auch eine wichtige Voraussetzung für den weiteren Ausbau der Rheumaforschung. Außer seiner eigenen wissenschaftlichen Arbeit unterstützte er die Ausbildung seiner zahlreichen Schüler sowie die Analysen in- und ausländischer Wissenschaftler am Institut. Ernst Klenk war bis zu seinem Lebensende aktiv in der Forschung tätig und berichtete über die erzielten Ergebnisse auf Kongressen und in Fachzeitschriften, insbesondere in der Hoppe-Seyler Zeitschrift für Physiologische Chemie, deren Mitherausgeber er auch war. Hervorzuheben ist seine Publikation über "Die Chemie der Cerebroside und Phosphatide", die er 1930 zusammen mit Hans Thierfelder verfasste. Ernst Klenk starb am 29. Dezember 1971 im Alter von 76 Jahren in Köln.

Quellen: Hermann Corsten: Das Schrifttum der zur Zeit an der Universität Köln wirkenden Dozenten, Köln 1938, S. 116-119; UAK, Rektor Stern: Nachruf auf Ernst Klenk, Januar 1972; Adolf Butenandt: "Ernst Klenk. Rede anläßlich der Akademischen Gedenkfeier für Professor Dr. rer. nat. Dr. med. h.c. Ernst Klenk am 13. Januar 1973", Krefeld 1973; Frank Golczewski: Kölner Universitätslehrer und der Nationalsozialismus, Köln u.a. 1988, S. 409; Erich Meuthen (Hrsg.): Kölner Universitätsgeschichte, Bd. III: Die neue Universität. Daten und Fakten, Köln u.a. 1988, S. 166; Margret Lemberg: "Schließung oder Verlegung – Die Kölner Universität im Wintersemester 1944/45", in: Geschichte im Westen, Jg. 15, (2000), S. 31-48; Ute Deichmann: Flüchten, Mitmachen, Vergessen. Chemiker und Biochemiker in der NS-Zeit, Weinheim 2001, S. 283, 323, 440, 434; "Flüchten, Mitmachen, Vergessen. Chemiker und Biochemiker in der NS-Zeit", in: Kölner Universitäts-Journal, H 3, 2002, S. 49f.